vishia-vita: Maria Magdalena - eine andere Kirchengeschichte ?


Spätestens mit dem Buch und Film "Sakrileg - Der Da Vinci Code" von Dan Brown ist die Frage - wer war Maria Magdalena, welche Bedeutung hatte diese Frau wirklich? - und die Frage - ist die Kirchengeschichte so gewesen wie wir es aus der Kirche wissen? - aufgeworfen.

Wie könnte die Geschichte um Maria Magdalena gewesen sein:

Bekanntschaft Maria Magdalena mit Jesus

Maria Magdalena stammt aus einem Städtchen Magdala am Nordufer des Sees Genezareth. Das Städtchen war Schnittpunkt von Handelsstraßen, es war dort viel los. Maria war eine Tochter aus wohlhabendem Hause. Doch sie war anders. Wir kennen Menschen aus unserer Mitte, die brav lernen und tun, was ihnen beigebracht wurde, so gut sie es können. Das sind sogar vielleicht die meisten von uns. Andere tun genau das Gegenteil von dem was sie sollen. Wieder andere haben eigene Gedanken, die sie aber für sich behandeln. Wenige artikulieren deutlich, dass sie die Dinge anders sehen, als die meisten von uns denken und wollen. Künstler haben dafür eine Plattform. Manche werden nicht verstanden und ecken in der Gesellschaft an.

Maria war so eine die aneckte. Schlimmer noch. Sie spürte in sich Gedanken, die andere waren als sie gelehrt bekommen hatte. Sie schrie die Gedanken heraus. Die Leute sagten, sie sei von sieben Dämonen besessen.

Dann traf sie auf Jesus. In Jesus fand sie jemanden, der ihr zuhörte. Sie spürte, das ist jemand der mir gleich ist. Jesus war viel herumgekommen, mehr als Maria. Er erzählte ihr über Sichten auf Gott, Mensch und Welt, wie sie aus entfernteren Gegenden herübergebracht wurden. Wahrscheinlich war Jesus in Indien gewesen. Diese Sichtweisen trafen übereinstimmen auf Marias Intensionen. Es gab aber nicht die aufblickenden Maria auf ihren großen Lehrer Jesus, sondern es war ein beidseitiges Geben und Nehmen. Maria stellte Fragen, die Jesus zum nachdenken anregten. Jesus erzählte ihr etwas, worauf Maria aus ihren inneren Gedanken antwortete.

Jesus trieb ihr die sieben Dämonen aus. Das steht in der Bibel im Lukasevangelium 8,1-3:

Luk 8,1: Und es begab sich danach, dass er durch Städte und Dörfer zog und predigte und verkündigte das Evangelium vom Reich Gottes; und die Zwölf waren mit ihm, 2: dazu einige Frauen, die er gesund gemacht hatte von bösen Geistern und Krankheiten, nämlich Maria, genannt Magdalena, von der sieben böse Geister ausgefahren waren,3: und Johanna, die Frau des Chuzas, eines Verwalters des Herodes, und Susanna und viele andere, die ihnen dienten mit ihrer Habe.

oder im Markusevangelium 16,9-11, dort aber erst im Zusammenhang mit der Auferstehung Jesu:

Mk 16,9: Als aber Jesus auferstanden war früh am ersten Tag der Woche, erschien er zuerst Maria von Magdala, von der er sieben böse Geister ausgetrieben hatte. 10: Und sie ging hin und verkündete es denen, die mit ihm gewesen waren und Leid trugen und weinten. 11: Und als diese hörten, dass er lebe und sei ihr erschienen, glaubten sie es nicht

Maria schloss sich der kleinen Schar Jünger an. Ihre Familie war froh, dass Maria "geheilt" war, sie unterstützten ihre Entscheidung, auch mit finanziellen und materiellen Mitteln. Eine solche predigende Schar war in dieser Zeit grundsätzlich anerkannt und durfte auf materielle Hilfen bauen. In der Bibel ist an einigen Stellen positiv bemerkt, dass Maria Magdalena die Jünger unterstützte, wie in Luk 8,3. Aber oft wird das so dargestellt, dass das eben die Rolle der Frauen um Jesus war.

Petrus und Maria Magdalena

Petrus war von Anfang an in der Jüngerschar um Jesus. Er war ein ganz anderer Typ. Gerade heraus, Anforderungen aufnehmend, auch wenn sie schwierig waren. Er wollte helfen, annehmen, lernen und lehren. Im behagte diese Maria nicht, die Schwätzerin, die sich wichtig machte bei Jesus. Der Zwiespalt zwischen Petrus und Maria ist ebenfalls in der Bibel mehrfach aufzuspüren. Frauen waren zur damaligen Zeit nicht als geistig gleichwertig angesehen, sie waren nur für das Materielle, den Haushalt, da. Selbst im Thomasevangelium muss Jesus gegenüber Petrus betonen, dass sie sich "männlich" macht. Es ist allerdings genau zu hinterfragen, welches Wort in der Originalsprache dort steht und was "männlich" in diesem Kontext genau bedeutet.

Thomasevangelium Vers 114: Simon Petrus sprach zu ihnen: Maria soll aus unserer Mitte fortgehen, denn die Frauen sind des Lebens nicht würdig. Jesus sprach: Seht, ich werde sie ziehen, um sie männlich zu machen, damit auch sie ein lebendiger Geist wird, vergleichbar mit euch Männern. Denn jede Frau, die sich männlich macht, wird in das Himmelreich gelangen.

Wer wusch Jesus Füße und salbte ihn mit kostbarem Öl, Sünderin, Maria aus Bethanien oder Maria Magdalena?

Im Johannesevangelium steht eindeutig, dass Maria Jesus salbte. Das war im Haus des Lazarus. Marta und Maria von Bethanien wohnten dort. Maria, die Schwester Martas, ist nicht identisch mit Maria Magalena, obwohl ihr irgendwo ähnlich: Marta, die geschäftige, und Maria, die Zuhörerin Jesu (vergleiche Luk 10,38)..

Es bleibt in Joh 12 offen, welche Maria Jesus Füße wusch. Es könnte auch Magdalena gewesen sein, die sicherlich immer zugegen war, wo auch Jesus war.

Joh 12,1: Die Salbung in Betanien

1: Sechs Tage vor dem Passafest kam Jesus nach Betanien, wo Lazarus war, den Jesus auferweckt hatte von den Toten. 2: Dort machten sie ihm ein Mahl, und Marta diente ihm; Lazarus aber war einer von denen, die mit ihm zu Tisch saßen. 3: Da nahm Maria ein Pfund Salböl von unverfälschter, kostbarer Narde und salbte die Füße Jesu und trocknete mit ihrem Haar seine Füße; das Haus aber wurde erfüllt vom Duft des Öls. 4: Da sprach einer seiner Jünger, Judas Iskariot, der ihn hernach verriet: 5: Warum ist dieses Öl nicht für dreihundert Silbergroschen verkauft worden und den Armen gegeben? 6: Das sagte er aber nicht, weil er nach den Armen fragte, sondern er war ein Dieb, denn er hatte den Geldbeutel und nahm an sich, was gegeben war. 7: Da sprach Jesus: Laß sie in Frieden! Es soll gelten für den Tag meines Begräbnisses. 8: Denn Arme habt ihr allezeit bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit.

In der Parallelstelle in Luk ist es aber die "Sünderin", die Jesus mit kostbarem Öl salbte, auch waren die Örtlichkeiten anders, aber die Situation ist die selbe.

Luk 7,36: Jesu Salbung durch die Sünderin

36: Es bat ihn aber einer der Pharisäer, bei ihm zu essen. Und er ging hinein in das Haus des Pharisäers und setzte sich zu Tisch. 37: Und siehe, eine Frau war in der Stadt, die war eine Sünderin. Als die vernahm, daß er zu Tisch saß im Haus des Pharisäers, brachte sie ein Glas mit Salböl 38: und trat von hinten zu seinen Füßen, weinte und fing an, seine Füße mit Tränen zu benetzen und mit den Haaren ihres Hauptes zu trocknen, und küßte seine Füße und salbte sie mit Salböl.

39: Als aber das der Pharisäer sah, der ihn eingeladen hatte, sprach er bei sich selbst und sagte: Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüßte er, wer und was für eine Frau das ist, die ihn anrührt; denn sie ist eine Sünderin. 40: Jesus antwortete und sprach zu ihm: Simon, ich habe dir etwas zu sagen. Er aber sprach: Meister, sag es! 41: Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner. Einer war fünfhundert Silbergroschen schuldig, der andere fünfzig. 42: Da sie aber nicht bezahlen konnten, schenkte er's beiden. Wer von ihnen wird ihn am meisten lieben? 43: Simon antwortete und sprach: Ich denke, der, dem er am meisten geschenkt hat. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geurteilt. 44: Und er wandte sich zu der Frau und sprach zu Simon: Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen; adu hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben; diese aber hat meine Füße mit Tränen benetzt und mit ihren Haaren getrocknet. 45: Du bhast mir keinen Kuß gegeben; diese aber hat, seit ich hereingekommen bin, nicht abgelassen, meine Füße zu küssen. 46: Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt; sie aber hat meine Füße mit Salböl gesalbt. 47: Deshalb sage ich dir: Ihre vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel Liebe gezeigt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.

48: Und er sprach zu ihr: Dir sind deine Sünden vergeben. 49: Da fingen die an, die mit zu Tisch saßen, und sprachen bei sich selbst: Wer ist dieser, ader auch die Sünden vergibt? 50: Er aber sprach zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen; geh hin in Frieden!

Im Mathäus- und im Markus-Evangelium steht nur "eine Frau". (Math 26,6, Mk 14,3). Hier widersprechen sich die kanonischen Evangelien stark.

Mk 14,3: Die Salbung in Betanien

3: Und als er in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Glas mit unverfälschtem und kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Glas und goß es auf sein Haupt. 4: Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls? 5: Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an. 6: Jesus aber sprach: Laßt sie in Frieden! Was betrübt ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. 7: Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. 8: Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im voraus gesalbt für mein Begräbnis. 9: Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie jetzt getan hat.

Den Evangelien, in sich wiedersprüchlich, kann man an dieser Stelle nicht glauben. Durchaus denkbar ist es, dass es tatsächlich Maria Magdalena war, die Jesus die innige Ehre erwiesen hat, die wußte oder mit Jesus ahnte, was ihm bevorstand. Dass im Lukasevangelium dann "Sünderin" steht, kann auch an der Sicht der Schreiber oder Redigenten liegen, die Maria Magdalena lieber als Sünderin darstellen wollten. Nehmen wir also an, dass die Geschichte von der Salbung Jesu eine alte Überlieferung war. Zu der Zeit, als die Evangelien ihre endgültige, uns heute bekannte Fassung gefunden haben, wollte man aber an dieser Stelle bereits Maria Magdalena diskreditieren und als Sünderin darstellen, an der Jesus seine Barmherzigkeit zeigen konnte. Nur im Johannesevangelium ist noch die ursprüngliche Überlieferung stehengeblieben. Die Redigenten konnten nicht alle Texte einfach ändern, da die Texte auch unter kritischer Beobachtung einer wissenden christlichen Gemeinde standen.

Maria Magdalenas Führerschaft

Maria war die engste Vertraute Jesus. Da sie eine Frau war, und Frauen doch nichts von den Dingen verstanden, wie auch die Jünger voraussetzten, konnte ihre geistige Führerschaft nur im verborgenem wirken. Während die Jünger die Szenen der Kreuzigung Jesus nicht verstanden, nicht aushielten, Angst hatten, wusste Maria was zu tun war. Sie salbte Jesus mit kostbarem Öl, hielt zusammen mit vertrauten anderen Frauen am Kreuz Wache, und suchte am Ostermorgen das Grab Jesu auf, in Erwartung eines Wunders. Natürlich glaubten ihr die Jünger nicht, als sie berichtete, Jesus sei nicht mehr im Grab, sondern ihr wahrhaftig begegnet.


Was passierte danach? Zwiespalt zwischen den meisten Jüngern, die Petrus nachfolgten, und Maria! Thomas ging nach Indien? Maria in die entgegengesetzte Richtung - Südfrankreich? Sprachen beide sich ab, um in zwei verschiedenen und entfernten Gegenden die Wahrheit zu verkündigen?

Die offizielle Kirche wollte sowohl die Lehren, die im Zusammenhang mit Maria bekannt wurden, als Häresien verdammen, als auch die Rolle der Frauen miskreditieren. Maria Magdalena, die zu bekannt war um sie ganz aus dem Kanon des neuen Testamentes zu verbannen, wurde als Beispiel für die maßlose Güte Jesus dahingestellt, sie wurde als Besessene, danach Prostituierte oder ähnliches dargestellt, der Jesus vergab, die bei Jesus bleiben durfte.


Nicht unwahrscheinlich ist folgendes:

Die Geschichte ist noch nicht erforscht. Sie wird in unseren Tagen von mal zu mal mehr ausgegraben.



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