Der Mensch lebt nicht gern für sich allein. Dass er zur Zweisamkeit bestimmt ist, ist ein Postulat, dass sich oft bestätigt. Aber auch die gesamte Familie gehört dazu, die gesamte, nicht nur unmittelbar die Kinder.
Soll eine Partnerschaft immer fürs ganze Leben sein? Was erwartet man (frau) vom Partner. Was darf erwartet werden?
Unmittelbar aufeinander eingestellt, alles gemeinsam machen - was ist dabei gemeinsam? Die schwächste Partnerschaft ist die, die lediglich aus Gewohnheit weiter hält, bis zum Lebensende. Je weniger andere Aufgaben da sind (Kinder groß ziehen, Beruf), desto mehr gibt es nur den Partner und die gewohnten Gemeinsamkeiten - sonst nichts. Das könnte also im Alter kritisch werden, dann, wenn die Partnerschaft auch kaum mehr gelöst wird, artet sie aus in Kleinstreitigkeiten und gegenseitigem Zurechtweisen. Stirbt der eine Partner, dann folgt ihm - aus lauter Gewohnheit - der andere oft bald nach.
Eine bekannte Theologien, Dorothe Sölle, wies in ihren Vorträgen darauf hin: "Es kommt darauf an, die gemeinsame Sicht auf ein Drittes zu haben." Das Dritte kann das erste gemeinsame Kind einer jungen Ehe sein, aber auch ein gemeinsames Hobby oder ein gemeinsames Lebensziel oder einen Lebensinhalt. Hier ist also der Grund für das Zusammenhalten eher die gemeinsamen Interessen. Solange diese immer wieder neu gefunden oder erneuert werden, ist es gut. Doch alleinig ist noch nicht die Garantie für eine dauerhafte Partnerschaft gegeben.
Was braucht ein Mensch: Bestätigung vom Anderen. Ersatzweise kann das auch Bestätigung vom gesamten Umfeld sein, doch am besten und am nächsten ist es, wenn sie vom Partner kommt. In diesem Sinn muss Mann oder Frau nicht unbedingt gemeinsam die Sicht auf ein Drittes haben. Jeder für sich kann seine Vorlieben, Ziele haben, aber Erfolg oder Probleme darf man dem Partner mitteilen, er nimmt Anteil. Der Partner hat ein Ohr für seinen Partner, und wenn er/sie auch nur zuhört.
Dazu kommt ein weiteres: Der Partner muss belastbar sein. Fällt man, dann muss man aufgefangen werden. Es geht nicht darum, dass der Partner sich bei Krankheit und ähnlichem liebevoll kümmert, das ist selbstverständlich. Es geht darum, dass der Partner nicht in seinen eigenen Problemen gefangen ist und sich daher eher mit sich selbst beschäftigt. Natürlich gilt das auch wieder beidseitig. Vielleicht ist es so, dass insbesondere die Männer als diejenigen gelten (wollen), die die schwache Frau auffangen. Die Frauen erwarten dass natürlich - und werden möglicherweise enttäuscht. Männer müssen so tun als ob sie stark sind. Die wahre Stärke kommt aber von innen.
Kommt noch ein wenig Gewohnheit dazu, dann ist eine gute Basis für eine dauerhafte Partnerschaft da.
Welche Bedeutung hat der erste Eindruck, die Chemie, das Verliebtsein?
Psychologen warnen meist, aber jeder fällt darauf rein. Es gibt jedenfalls die andere Ebene, die im obigem Abschnitt nicht beschrieben ist: Nicht nur gemeinsame Interessen, sondern auch angezogen fühlen, auf den Typ stehen. Gefährlich wird's, wenn man oder frau den Rest vergisst. Verliebtsein macht blind für die wahren Eigenschaften dessen, auf den das Verliebtsein zielt. Oft ist es sogar noch schlimmer, in Wirklichkeit (man merkt es selbst nicht) ist es nicht der Mensch als Individuum, den man toll findet, sondern entweder der Typ oder die Verwechslung mit einer alten Erinnerung vielleicht aus dem Unterbewußtsein. Es gibt Frauen, die fallen immer wieder auf den gleichen Typ rein (bei Frauen kommt es eher ans Tageslicht der Psychologieberatungen, bei Männern könnte es aber ähnlich sein). Verliebtsein hält - sagen die Psychlogen - etwa ein bis zwei Jahre an. Dann kommt die Wahrheit. Deshalb sollte man vor einer Entscheidung zum Zusammenleben immer zwei Jahre vergehen lassen.
Dennoch, der Partner, mit dem man gemeinsam auf ein Drittes schaut, den man gern bestätigt, Bestätigung sucht, auffangen und sich fallenlassen will, mit dem muss die sogenannte Chemie stimmen, auf den muss man stehen. Das ist häufig auch mit der Orientierung auf einen bestimmten Typ verbunden. - Es reicht nicht, auf der Basis gegenseitiger Interessen und gemeinsamer Ansichten ein gemeinsames Leben zu begründen.
Manchmal ist es aber auch so, dass man jemanden ablehnt und nicht merkt, dass es die/derjenige ist, auf die/den man im Inneren aber tatsächlich steht, würde man die innere menschliche Seele befragen und nicht die äußere Vorstellung vom Partner.
Macht?
Liebe und Macht? Es gibt mindestens zwei Aspekte. Macht sollte nicht mit Gewalt verwechselt werden. Das gibt's zwar auch. Der eine Aspekt der Macht ist, das man/frau sich auf den Mächtigen verlassen kann. Wenn Er/Sie entscheidet, dann wird es schon richtig sein, für beide oder die gesamte Familie. Macht kommt von machen. Es ist ja nicht gesagt, dass es immer nur einer ist, der entscheidet. In manchen Fragen er, in manchen Fragen sie, und jedesmal gilt: es ist verlässlich. So das Ideal.
Was braucht der Partner?
Das ist ganz verschieden. Wenn ein Partner meint, sein Partner braucht genau das auch, was er selbst braucht, dann ist das oft falsch. Der Psychologe Gary Chapman beschreibt aus seiner Erfahrung und Praxis fünf Grundtypen, die eine bestimmte Sprache der Liebe verstehen oder brauchen. Das ist in seinem Buch "Die fünf Sprachen der Liebe - Wie Kommunikation gelingt" niedergeschrieben. Chapman spricht von einem "Liebestank", der leer ist wenn wir unsere persönliche Sprache der Liebe nicht bekommen. Bei vielen Menschen ist er leer. Die anderen Sprachen der Liebe sind uns zwar nicht fremd, aber sie sind es nicht, die innerlich berühren.
Das Ziel der Liebe ist nicht, die eigenen Wünsche erfüllt zu bekommen, sondern zum Wohlergehen des geliebten Menschen beizutragen. - Nun sollte man sich selbst und den Partner kritisch hinterfragen, zu welchen der Typen er/sie gehört. Die fünf Sprachen nach Chapman sind:
Lob und Anerkennung: Chapman nennt diese Sprache zuerst. Jemand baut und werkelt, und möchte für den Mist, den er produziert, jedesmal auch noch gelobt werden - so die Negativeinstellung dazu. Doch der Wille, etwas zu schaffen, ist es. Nicht die konkrete Ausführung des Resultats soll gelobt werden. Wenn jemand beispielsweise sich selbst das Spielen eines Instrument beibringt und dies vielleicht doch nicht so gut kann, wie es die "Norm" ist - die Tatsache des Versuches ist anerkennungswert!
Lob und Anerkennung ist insbesondere die Sprache des Angenommen-Fühlens desjenigen, der sich stark in die Welt einbringen möchte. Sei es nur im häuslichen Bereich, oder im Beruf, oder in der gesamten Gesellschaft. Ein Partner sollte das mit Lob und Anerkennung zusätzlich fördern, auch mit Kritik im Detail - in diesem Rahmen. Das Wollen des Einbringens ist ja nicht immer sofort mit den besonderen Fähigkeiten dafür gepaart, letztere müssen sich entwickeln. Wenn man dann allein dasteht, vom Partner vielleicht Geschenke bekommt, die man nicht haben will, oder "nur" Zärtlichkeit im Sinne von "Spann doch mal ab uns sei für mich da" oder ähnlich - dann wird die Seele nicht genährt um unsere selbstgestellten Aufgaben zu schaffen.
Es kann auch sein, dass der Partner ermutigende Worte braucht, weil er sich eine Sache nicht zutraut. Es kommt darauf an, in Erfahrungen zu bringen, was der Partner selbst will, nicht, was man vom Partner fordert. Chapman dazu "Ermutigen kann nur, wer mitfühlt, und die Welt mit den Augen des Partners sieht."
Zweisamkeit: Es gibt Menschen, denen die innerliche Zweisamkeit am wichtigsten ist, nicht nur bezogen auf den körperlichen Austausch, sie wollen das, was sie außen erlebt haben, nur dem Partner mitteilen aber unbedingt. Für sie ist wichtig, eine ungeteilte Aufmerksamkeit geschenkt zu bekommen. Bei Zwiegesprächen miteinander ist für sie ein intensiver Gedankenaustausch wichtig, dabei spielt das Zuhören eine große Rolle, nicht das "Rat geben". Es gibt folgende Regeln:
Eine Rede nicht unterbrechen:
Die meisten Menschen hören im Schnitt nur etwa 17 Sekunden zu und beginnen dann ihre eigenen Vorstellungen zu unterbreiten. Das passt nicht. Aber auch Reden will gelernt sein, sich dabei offenbaren. Ein Tip dazu ist, aufzuschreiben, was man unterwegs erlebt und dabei empfunden hat. Beim Zuhören und Reden sollte man den Kontakt zu den Gefühlen aufnehmen, nicht das vordergründige Denken, sondern die Empfindungsseele sprechen lassen.
Bezüglich des Redens gibt es zwei Grundtypen. Die einen behalten Gefühle für sich (wie das "Tote Meer"), die anderen reden gleich über alle Empfindungen (wie ein "plätschender Bach"), in der Mitte sollte es liegen.
Es ist wichtig, miteinander Dinge zu tun, die beide interessieren. Das gibt auch gemeinsame Erinnerungen für spätere Gespräche.
Geschenke bekommen: Manch einer fühlt sich gerade dann beachtet, wenn er Geschenke bekommt, die sichtlich vom Herzen kommen. Dabei ist es wichtig, das Gefühl zu vermitteln, dass man dem Partner sich selbst schenkt. Also keine teueren gekauften Dinge, dahergelegt. Das größte Geschenk ist dabei, da zu sein, genau wenn der Partner es braucht.
Hilfsbereitschaft: Gary Chapman schreibt: "Jede Bitte weist der Liebe den Weg, aber jede Forderung bringt sie zum erliegen." Die Schwierigkeit ist oft, das Hilfsbereitschaft erwartet wird, ohne dass man etwas sagt. Doch woher soll der Andere wissen, was sein Partner benötigt, was ihn bewegt, was er braucht? Das Erwarten des richtigen Ratens ist in Wahrheit eine Zumutung für den Partner, der schließlich auch sein eigenes Leben und seine Erwartungen hat. Wenn der Partner sagt: "Hilf mir mal, ich will dies und das" - und der Partner ist selbstverständlich da, dann klappt es.
Das Problem bei diesen Grundtypen ist, dass man die eigenen Erwartungen und Empfindungen nicht einfach auf den Partner übertragen kann. Wenn man beispielsweise ein "Geschenke bekommen" - Typ ist, dem Partner ist genau das aber nicht wichtig, nehmen wir an er ist ein "Lob und Anerkennung" - Typ, dann ist es das falscheste, ihn zu überhäufen mit Dingen für ihn, vom Herzen kommend, dabei nicht beachtend, dass er für seine eigenen Produkte und Leistungen Anerkennung sucht. Oder ein Partner ist auf Zweisamkeit orientiert, der andere auf Zärtlichkeit. Scheint erstmal zu passen. Aber Zweisamkeit ist das Einbeziehen in die eigene Welt, möglicherweise möchte dieser Partner zwar gemeinsame tiefere Gespräche, aber weniger Berührung. Es kommt also darauf an, sowohl die eigene Muttersprache der Liebe zu ermitteln, und das dem Partner mitzuteilen, als auch eine andere Muttersprache der Liebe des Partners zu akzeptieren und zu leben, auch wenn es nicht die eigene ist. Dabei gilt es aber, Gewohnheiten, Kindheitsprägungen oder ähnliches davon zu unterscheiden. Möglicherweise denkt jemand von sich, er sei ein Hilfsbereitschafts-Typ, nur weil seine Eltern ihm alle Hiflsbereitschaft angedeihen lassen haben, in Wirklichkeit ist er aber ein ganz anderer Typ.
Gary Chapman schreibt "Das Verlangen nach Liebe ist das am tiefsten verwurzelte Grundbedürfnis des Menschen, wir empfinden demjenigen gegenüber , der es uns stillt, Zuneigung."
An anderer Stelle scheibt er: "Die wirkliche Liebe beruht auf Verstand und Willen, ... ist genau die Art Liebe, die die Weisen dieser Welt uns schon immer ans Herz gelegt haben."
Rudolf Steiner schreibt in der Philopsophie der Freiheit auf S. 25 "Der Weg zum Herzen geht durch den Kopf. Davon macht auch die Liebe keine Ausnahme ...." Diese beiden Aussagen decken sich.
***** www.Vishia.de/Leben/Liebe.html, 2006-10-29